Um das Jahr 1910 hatte Bertha Krupp von Bohlen und Halbach einen Makler aus Königsberg damit beauftragt, im deutschen Reichsgebiet eine möglichst große Heidefläche zwecks Gründung eines landwirtschaftlichen Gutsbetriebes ausfindig zu machen. Nach vergeblichen Versuchen im Raum Hamburg und in der Lüneburger Heide wurde der Grundstücksfachmann im südlichen Emsland und der Grafschaft Bentheim zwischen den Städten Nordhorn und Lingen fündig.
Grobentwurf Archiv Bernd Robben
Obige Karte vor der Bearbeitung
Auf etwa der Hälfte der Strecke zwischen Lingen und Nordhorn sollte der Gutsbetrieb angesiedelt werden. Passende Öd- und Heideflächen waren dort reichlich vorhanden. Der Landwirt Leo Mönnich aus Elbergen erinnert sich an die Erzählungen seines Vaters: „Die Makler der Frau Krupp gingen in Elbergen von Hof zu Hof, um den Bauern die bis dahin noch ungenutzten Heideflächen abzukaufen. Einige schlossen bald einen Kaufvertrag ab. Andere zögerten, sodass die Makler versuchten, sie mit allen Mitteln der Überredungskunst zum Verkauf zu bewegen. Sie redeten den Bauern vor: Die Heideflächen sind doch für euch wertlos, denn sie sind viel zu weit von euren Höfen entfernt. Außerdem wächst nicht mal eine Kiefer auf diesen Böden, da überall eine Ortsteinschicht vorhanden ist. Eure Kinder und Kindeskinder werden es euch übel nehmen, wenn ihr die Gunst der Stunde nicht erkennt und den für euch unnützen Heideboden nicht für gutes Geld verkauft.
In Elbergen kamen so schließlich 753 Hektar Heideland zusammen. Die Makler waren aber auch in den Gemeinden von Nordhorn, Hesepe und Lohne erfolgreich unterwegs. Insgesamt erwarben sie etwa 4.000 Hektar. Nun konnten die Dampflokomobile der Firma Ottomeyer mit ihren großen Pflügen eingesetzt werden. Dazu reiste auch das Ehepaar Krupp mit einem Auto aus Essen im April des Jahres 1913 an.
Dieses Kurzvideo zeigt in einer Rundum-Darstellung die 13 Hektar große Gutsanlage mit einer großzügigen Zufahrtsallee von der Bundesstraße Nordhorn-Lingen. Im Anschluss daran Richtung Norden wurden umfangreiche Wirtschaftsgebäude errichtet, die zum Teil schon wieder abgerissen worden sind.
Obige Fotos und Kurzvideo: Archiv Bernd Robben
- Ab 1916 begann die Kultivierung der riesigen Heide – und Ödlandflächen.
Dazu ließ man zunächst den Heidebewuchs kontrolliert abbrennen.
Danach wurde mit dampfkraftbetriebenen Lokomobilen der Boden aufgerissen und umgepflügt, sodass die in dieser Gegend häufig vorkommende Ortssteinschicht durchbrochen werden konnte, die zumeist wasserundurchlässig war.
Nun konnte über den Ems-Vechte-Kanal, der das Gut in Ost-Süd- Richtung durchzog, für den so vorkultivierten Boden erstmals künstlicher Dünger angeliefert werden.
- 1919 wurden 18 Doppelwohnhäusern für Gutsarbeiter gebaut.
Ein Teil dieser Wohngebäude entlang der Bundesstraße sind bis heute erhalten.
Quelle dieser fünf Fotos: Archiv Emslandmuseum Lingen
Auf den weniger fruchtbaren Flächen wurde umfangreich aufgeforstet.
- Ab 1933 übergab die Familie Krupp Flächen südlich des Ems-Vechte-Kanals der Wehrmacht zur Nutzung.
Die britische Royal Air Force baute 1947 Nordhorn-Range auf Gutsflächen.
Luftfotos: Archiv Bernd Robben
Diese beiden Fotos zeigen diesen „Bombenabwurfplatz Nordhorn-Range“, der heute noch als Ödlandfläche existiert.
- 1940 kam Sohn Claus von Bohlen und Halbach als Dreißigjähriger im Zweiten Weltkrieg ums Leben.
- 1951 verkaufte Bertha Krupp von Bohlen und Halbach das Gut Klausheide an die Saatzuchtgesellschaft Petkus.
- 1990 erwarb die Nordhorner Arbeiterwohlfahrt das Gutsgebäude.
- Ab 2001 wurde Nordhorn-Range von den Briten an die Bundeswehr übergeben.
In der Bildmitte der nachfolgenden Karte wird das Gut Klausheide mit Allee und Wirtschaftsgebäuden dargestellt,
Umfangreiche Informationen zur Entstehung des Gutsbetriebes Klausheide konnte der Elberger Landwirt Leo Mönnich in den Jahren 2005 bis 2007 in mehreren Gesprächen einbringen:
und aus:
Hrsg. von Leo Mönnich, Werlte 1990, S. 432