Bruchwälder im Emsland – heute weitgehend vergessen

 

 

Bruchwälder im Emsland (emsländisch: Brook oder Brock)

Eine weitere typische Landschaftsform im Emsland Ist war der  Bruchwald, der heute nur noch in kleinsten Resten erhalten geblieben ist. Die wohl größte zusammenhängende frühere Waldfläche dieser Art – der Ochsenbruch – lag im Gebiet zwischen Lingen und Meppen östlich der heutigen Bahnlinie vom Ruhrgebiet bis an die Nordsee. Er war landwirtschaftlich kaum zu nutzen, da auch er wie das Moor stark vernässt war mit kleinen und kleinsten Tümpeln und Wasserlöchern. Allerdings waren diese Brooke insbesondere mit Erlenbäumen bewachsen. In diese Flächen konnten nun die die kleineren und größeren Bauern in den trockeneren Sommermonaten ihr Weidevieh eintreiben und es dort ohne größeren Aufwand „ins Fleisch wachsen lassen“, um es dann im späten Herbst in den Süden Richtung Ruhrgebiet mit Gewinn als Schlachtvieh zu verkaufen. Das konnte allerdings nur eine höchst extensive Viehwirtschaft sein, weil dort durch die vielen kleinen Wasserflächen nur wenig Aufwuchs zu finden war.

Diese Gemeinschaftsweiden, die man Markengründe oder Allemende nannte, wurden ab etwa 1810 bis 1880 auch im Emsland zunehmend aufgeteilt und den einzelnen Bauern prozentual nach ihrem bisherigen Eigenbesitz zugeteilt. Damit entfiel die gemeinsame Nutzung. Zudem wurden diese nassen Flächen nun durch Gräben über die Vorfluter zur Ems und ihren Nebenflüssen abgeleitet und trockengelegt. So konnte man  die Erlenbestände erreichen ohne – wie in früheren Jahrhunderten – im Sumpf zu versinken. Folglich verschwanden weitere Waldflächen. Die Landschaft veränderte sich weiter.

Es konnten Wiesen und Weiden angelegt werden und damit Energie gewonnen werden, die direkt der menschlichen Ernährung dienten. Als dann nach dem Zweiten Weltkrieg die Ottomeyer-Pflüge und danach auch die Raupenschlepper aufkamen, wurden große Areale tiefgeflügt werden. Damit wurde die an vielen Stellen im Emsland vorhandene Ortsteinschicht aufgebrochen.

Erst dadurch konnte das Oberflächenwasser unproblematisch in die tieferen Schichten einsickern. Die typische Staunässe wurde so behoben und es entstanden landwirtschaftliche Nutzflächen. Die Getreidesilos im Ort Langen – wenige Kilometer östlich der ehemaligen Bruchwälder gelegen – sind ein überzeugendes Beispiel: Wo früher ausgedehnte Bruchwälder anzutreffen waren, kann heute Getreide in großem Umfang geerntet und zwischengelagert werden. Während die früheren Bewohner dieser Gegend sprichwörtlich vor Hunger nicht einschlafen konnten – so sagt man es heute noch im emsländischen Bereich – und sich mit Buchweizenpfannkuchen oder Roggenbrei begnügen mussten, können heute die Erntegüter zu Fleisch veredelt werden.