Ein Beitrag von Thomas Pertz am 28.05.2025 in der Neuen Osnabrücker Zeitung
Hier entsteht die Konverterstation. Herzstück sind zwei Konverterhallen für DolWin 4 und BorWin 4 mit der Leistungselektronik, die die Umwandlung von Gleich- in Wechselstrom ermöglicht. Hinten links sind die Blöcke des Gaskraftwerkes der RWE zu sehen.
Die Energiewende in Lingen nimmt mit dem Bau der Konverterstation von Amprion weitere Formen an. Auch ein Lingener Bauunternehmen legt dort kräftig Hand an.
Rund 350 Millionen Euro investiert die Amprion Offshore GmbH, eine 100-prozentige Tochter des Dortmunder Übertragungsnetzbetreibers, in den Bau einer Konverterstation auf einem gut zwölf Hektar großen Gelände im Bereich der Niederdarmer Straße in Lingen. Der Standort im Industriepark ist gut gewählt, hat er doch auch mit Wasserstoff als Energieträger der Zukunft zu tun. Am Mittwoch war Grundsteinlegung.
Von der Nordsee werden große Mengen Strom über die beiden Netzanbindungssysteme „DolWin4“ und „BorWin4“ von Amprion transportiert. An der „Strom-Abfahrt“ Lingen werden sie in der Konverterstation im Industriepark von Gleichstrom in Wechselstrom umgewandelt. Anschließend wird der Strom ins Übertragungsnetz eingespeist. Die Erzeugungskapazität liegt bei 1,8 Gigawatt und ersetzt damit die Stromerzeugung des Kernkraftwerkes Emsland (1,4 GW) vollständig. Das war am 15. April 2023 vom Netz gegangen.
Die Konverterstation spielt aber auch eine zentrale Rolle bei der Umwandlung des Energiestandortes Lingen zum Wasserstoffpark. RWE baut in unmittelbarer Nähe eine Elektrolyseanlage mit 100 Megawatt (MW) Leistung. Die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff verbinden sich hier mit den Vorgaben des Klimaschutzes, den Deutschland massiv vorantreiben will. Die Nähe der Elektrolyseanlage von RWE auf dem Gelände des Gaskraftwerkes zur Konverterstation in direkter Nachbarschaft ist da von Vorteil.
Offenheit für industrielle Ansiedlungen
Vor der Grundsteinlegung wurde insbesondere die Offenheit der Stadt Lingen und des Landkreises Emsland für industrielle Ansiedlungen im Allgemeinen und die Gestaltung der Energiewende im Besonderen hervorgehoben. Peter Barth, Geschäftsführer der Amprion Offshore GmbH, war das erste Gespräch mit Lingens Oberbürgermeister Dieter Krone im Jahr 2018 noch nachhaltig und positiv in Erinnerung geblieben. Krone hatte über Jahre hinweg mit großer Hartnäckigkeit den Standort Lingen und eine „Stromabfahrt“ des auf See produzierten „grünen Stroms“ zum Umspannwerk nach Hanekenfähr ins Spiel gebracht.