Gebiete in Rheine weiter im Rennen: Standort im Süden möglich
Beitrag von Matthias Schrief und Julian Lorenbeck – 20. 11. 2025 in der NOZ
Wohin mit dem Atommüll?
Wo in Deutschland soll das hoch radioaktive Material endgelagert werden?
Eine definitive Antwort auf die Frage gibt es noch nicht. Sie liegt sogar in weiter Ferne. Experten schätzen, dass nicht vor 2046 ein Standort vorgeschlagen wird.
Auch wenn Rheine wie viele andere Kommunen in Deutschland theoretisch noch im Rennen ist, sind weite Bereiche des Stadtgebietes inzwischen als „ungeeignet“ eingestuft, lediglich ganz im Süden sind Flächen noch in der Prüfung – wie weite Teile des Münsterlandes und Ostwestfalens.
Rein „theoretisch“ gibt es aktuell noch Bereiche in Rheine, die als Endlager infrage kommen können. „Auch in Rheine kommen Flächen grundsätzlich in Betracht. Voraussichtlich als Teilfläche im Südraum. Darüber wurden wir vor geraumer Zeit bereits informiert“, teilte Stadtsprecher Frank de Groot-Dirks auf Anfrage mit. Der Großteil der Emsstadt wird allerdings schon jetzt als Kategorie C (geringe Eignung) oder Kategorie D (ungeeignet) eingestuft.
Gleichzeitig weist de Groot-Dirks darauf hin, dass die Suche nach einem Endlager für radioaktiven Atommüll „eines der komplexesten und langfristigsten Verwaltungsverfahren in Deutschland“ sei. Der aktuelle Sachstand ist in einem Zwischenbericht der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) dargestellt, der im Internet unter www.bge.de/de/endlagersuche zu finden ist.
Wie lange die Endlagersuche dauert
„Nach unserem Kenntnisstand läuft aktuell die Eingrenzung der Fläche auf Standortregionen – Phase 2. Diese Phase soll laut BGE Ende 2027 abgeschlossen sein“, teilte der Stadtsprecher weiter mit. Deshalb lägen der Stadt dazu auch keine weiteren Informationen vor. „Ob Rheine als möglicher Standort weiter in Frage kommt, ist damit aktuell nicht bekannt“, sagte de Groot-Dirks. Die Stadt Rheine werde die Suche weiter verfolgen.
Vor zwei Jahren wurden die letzten Kernkraftwerke in Deutschland abgeschaltet, doch die atomaren Abfälle bleiben. Für die schwach- und mittelradioaktiven Abfälle gibt es ein genehmigtes Endlager in Salzgitter. Ein ehemaliges Eisenerzbergwerk wird dafür umgebaut.
Bleiben die hochradioaktiven Abfälle, für die ein Endlager gesucht wird. Ausgangspunkt für die Standortsuche war eine weiße Landkarte. Die ist mittlerweile nicht mehr weiß. 44 Prozent der Fläche Deutschlands sind weiter im Spiel. Darunter auch Flächen in Rheine. Mehr wissen alle Ende November, wenn zwei Tage lang das vierte Forum Endlagersuche in Hannover stattfindet, bei die BGE ihre vorläufigen Arbeitsergebnisse vorstellt.
So läuft die Standortsuche für Atommüll ab
Sollten es Flächen in Rheine tatsächlich in die engere Auswahl schaffen, findet zunächst eine übertägige Standorterkundung statt. Über Bohrungen und seimischen Messungen wird der Standort überprüft. Ist er dann immer noch in der Auswahl, finden auch Untersuchungen unter Tage statt.
An allen Entscheidungen wird die Öffentlichkeit beteiligt. Nach jedem Schritt werden die Ergebnisse vom Bundesamt für Sicherheit der nuklearen Entsorgung geprüft, anschließend entscheidet der Gesetzgeber, welche Standorte weitererkundet werden sollen. Er entscheidet schlussendlich auch, wo das Endlager errichtet werden soll. Und das – wie gesagt – nicht vor 2046. Danach erfolge dann die Einrichtung der Lagerstätten, was ebenfalls noch zwei bis drei Jahrzehnte dauern könne.