„Deutsches Texas“: Emsland könnte deutschen Gasbedarf für zehn Jahre decken

                          Von Jonas E. Koch

Durch die Energiekrise und eine mögliche Gasmangellage im Winter ist auch Fracking wieder in den Vordergrund gerückt. Erst am Wochenende sprach sich Finanzminister Lindner erneut dafür aus, im Emsland Gas zu fördern. Die Region wird auch als „deutsches Texas“ beschrieben.

Angesichts hoher Gaspreise und einer drohenden Gasknappheit hat sich Christian Lindner (FDP) erneut für die Förderung von Erdgas ausgesprochen und will dabei auf die umstrittene Fracking-Methode zurückgreifen. Der CDU-nahe Verein „Wirtschaftsrat der CDU“ unterstützt den Vorstoß, nachdem Bernd Althusman die Methode als CDU-Spitzenkandidat noch im Landtagswahlkampf abgelehnt hatte.

„Wir haben in Deutschland erhebliche Gasvorkommen, die gewonnen werden können, ohne das Trinkwasser zu gefährden“, behauptete der FDP-Vorsitzende Lindner gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Doch genau das ist seit Langem umstritten.

Lindner jedenfalls ist sich sicher: „Die Förderung ist auch unter ökologischen Voraussetzungen verantwortbar.“ Das sieht man beim BUND entschieden anders: Fracking sei „mit erheblichen Risiken für die Umwelt und die menschliche Gesundheit verbunden“. Bei der Technologie bestehe die Gefahr, dass das Grundwasser „neben den zuvor beigemengten Chemikalien auch mit Schwermetallen und radioaktiven Substanzen aus dem Untergrund“ verunreinigt werden könnte, so der BUND.

Ist Fracking erlaubt?

Fracking ist in Deutschland seit 2017 verboten. Grund sind die möglichen Umweltrisiken, zu denen unter anderem die Gefährdung des Trinkwassers, Erdbebenrisiko und Methan-Emissionen gehören. Aber: Der Bundestag könnte das Verbot relativ einfach aufheben. Die von der Bundesregierung eingesetzte Expertenkommission Fracking findet: „Man kann das [Verbot] eigentlich nur mit ideologischen Vorbehalten erklären. Einer sachlichen Grundlage entbehrt das“

„Heutzutage kann man Fracking mit einem vertretbaren Restrisiko machen“, sagte Holger Weiß, Vorsitzender der Expertenkommission. Danach stünden rechtliche Verfahren an, weswegen die Dauer bis zu einem möglichen Förderbeginn schwer abzuschätzen ist. Die Expertenkommission Fracking schätzt, dafür seien „mehrere Jahre anzusetzen”.

Einstieg wahrscheinlich?

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) lehnen einen Einstieg ins Fracking bislang entschieden ab. Scholz erklärt, man habe „diese Vorhaben geprüft. Der Widerstand vor Ort war so groß, dass sie nie verwirklicht wurden.

Auch Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) wies Lindners Vorstoß entschieden zurück: „Fracking-Gas ist klimaschädlich, und seine Förderung schadet der Umwelt. Daher ist die Förderung von Fracking-Gas in Deutschland aus gutem Grund verboten.“

Schnell umsetzen ließe sich Fracking jedenfalls nicht: „Es würde im Übrigen Jahre dauern, bis überhaupt eine Förderinfrastruktur für Fracking-Gas in Deutschland aufgebaut wäre“, gibt das Umweltministerium zu bedenken.

Neue Osnabrücker Zeitung  vom  02.11.2022