Landkreis will profitieren
Christian Belling Lingener Tagespost vom 23. 03. 2025
Das Emsland will Teil des gerade entstehenden Wasserstoffnetzes werden und plant zwölf Anschlussstellen an die Wasserstoff-Pipeline „Nordsee-Ruhr-Link“. Damit können Gewerbegebiete mit dem vermuteten Energieträger der Zukunft versorgt werden.
Die Leitung soll Ende 2027 in Betrieb gehen und wird derzeit im westlichen Emsland geplant. Projektträger ist die Open Grid Europe GmbH (OGE). Die Pipeline soll Wasserstoff von Wilhelmshaven nach Wettringen in Nordrhein-Westfalen transportieren. Hergestellt wird der Wasserstoff günstigstenfalls durch Windstrom.
Der Landkreis Emsland macht sich dafür stark, dass der auf diese Weise klimaneutral hergestellte Wasserstoff auch entlang der Pipeline auf dem eigenen Kreisgebiet genutzt werden kann. „Wir wollen auch davon profitieren und nicht nur Transitregion sein“, macht Landrat Marc-André Burgdorf (CDU) deutlich.
Um Wasserstoff abzuzapfen, werden nach seinen Worten sogenannte T-Stücke, also quasi Anschlüsse, eingebaut. Würde an dieser Stelle später tatsächlich Wasserstoff zur Anwendung kommen, wären weitere technische Anlagen nötig. Ein späterer Einbau in die fertige Pipeline wäre Burgdorf zufolge deutlich aufwendiger und kostpieliger.
Nach Angaben von Tim Husmann, Leiter der Geschäftsstelle der H2-Region Emsland, sei in den vergangenen Wochen in den Kommunen von Rhede im Norden bis Salzbergen im Süden des Landkreises abgefragt worden, ob, und an welchem Standort ein Anschluss sinnvoll ist. „Für viele Unternehmer ist die Frage aktuell noch abstrakt. Wer kann jetzt sagen, wann er Wasserstoff benötigt?“ Gleichwohl sei eine Anbindung an die Wasserstoff-Pipeline die große Chance, auf grüne Energieträger umzusteigen.
Kommt Leitung „Hyperlink 5“ nicht?
Es ist vorgesehen, dass von Rhede bis Salzbergen insgesamt zwölf Anschlüsse in die Leitung eingebaut werden. Ein weiteres T-Stück liegt auf ostfriesischer Seite, soll aber auch den Bereich Rhede/Papenburg mit Wasserstoff versorgen. „Wir können besser jetzt, einen Anschluss zu viel legen, als uns im Anschluss über ein fehlendes T-Stück ärgern“, betont Kreisrat Michael Steffens.
Noch keine Regelung gibt es nach seinen Worten zur Finanzierung. Zusammen mit den jeweiligen Kommunen wird der Landkreis zunächst in Vorleistung gehen und die Kosten von rund 150.000 Euro je Anschluss jeweils zur Hälfte übernehmen.
Nicht profitieren von Anschlüssen an die Wasserstoff-Pipeline „Nordsee-Ruhr-Link“ wird das östliche Kreisgebiet. Hier ist Husmann zufolge ein Anschluss an die Leitung „Hyperlink 5“ vorgesehen, die aus dem Cloppenburger Bereich kommend über den Hümmling ins südliche Emsland führen soll. „Zum aktuellen Stand ist diese Leitung aber aus der Pipelineinfrastruktur herausgefallen“, erklärt Husmann.
Er setzt auf die weiteren Gespräche im Zuge des Netzentwicklungsplans. „Die Leitung ist wichtig und keineswegs redundant, wie behauptet wird. Das ist unser Standpunkt, für den wir uns weiter starkmachen.“
Dass die Pipeline „Hyperlink 5“ nach aktuellem Stand nicht beim Aufbau eines Wasserstoffkernnetzes berücksichtigt werden soll, hat unter anderem Auswirkungen auf die E-Gas-Anlage in Werlte. Das Unternehmen „Hy2Gen“ aus Wiesbaden, dem die frühere Audi E-Gas-Anlage an der Loruper Straße in Werlte gehört, denkt darüber nach, bis zu 50 Megawatt Wasserstoff auf dem Hümmling herstellen zu können. Doch diese Idee gerät nun aufgrund der Probleme mit dem Anschluss an das Wasserstoffnetz ins Stocken.