Gas war die erste leitungsgebundene Energie im Emsland so, wie in anderen Gebieten Deutschlands und Europas auch,
Seit Ende des 19. Jahrhunderts existierten in den Städten „Gasanstalten“, so zum Beispiel in Lingen, Nordhorn, Haselünne, Löningen oder Papenburg.
Durch Verkokung von Kohle wurde Gas produziert, das überwiegend zur Beleuchtung eingesetzt wurde und den Städten selbst zur Verfügung stand, daher der Name Stadtgas. Eine Versorgung in der Fläche fehlte im Emsland.

Städtisches Gaswerk Lingen im Jahr 1957 Foto: Stadtarchiv Lingen
Brenntorf spielte bei der Erzeugung von Wärme vor allem in den ländlichen Regionen eine wichtige Rolle.
Als einziges Kraftwerk produzierte das Torfkraftwerk Rühle seit 1926 elektrischen Strom.

https://de.wikipedia.org/wiki/Torfkraftwerk_R%C3%BChler_Moor#/media/Datei:Emsland-Moormuseum06_hg.jpg
Zu Beginn der 1950er Jahre wurde dessen Bedeutung geradezu euphorisch eingeschätzt. Es sei ein Segen für die Moorgebiete, da es
- nicht nur Strom liefere,
- sondern für einen ständig steigenden Torfabsatz sorge und
- neues Siedlungsland schaffe
Durch Verbrennung von Torf wurde Wasserdampf erzeugt, mit dem Turbinen angetrieben wurden. Die Wasserversorgung war durch die Ems gewährleistet. Eine Werbeanzeige der Niedersächsischen Kraftwerke macht den damaligen Stellenwert der Torfverbrennung deutlich.
Unproblematisch war die Versorgung mit Strom dennoch nicht. So wird deutlich, dass aufgrund mehrerer Anbieter sich die Energieversorgung uneinheitlich entwickelte und dass in Spitzenzeiten trotz Aufstockung der Kapazitäten in Rühle aus anderen Netzen zugeliefert werden musste.
Zudem scheint auch die Versorgung mit Brenntorf nicht immer reibungslos gewesen zu sein.
Ferner war die Versorgung im internationalen Vergleich noch sehr rückständig.
.Der Bedarf an Energie stieg jedoch insgesamt sehr stark an. Vor allem in der Landwirtschaft setzte die Elektrifizierung geradezu explosionsartig ein. Stand zu Beginn noch die Versorgung mit Lichtstrom im Vordergrund, so setzte Ende der 1960er Jahre die Mechanisierung verstärkt ein, der Bedarf nach Kraftstrom stieg. Da viele Landwirte und Kommunen die Mittel aus eigener Kraft nicht aufbringen konnten, gewährte die Emsland GmbH Beihilfen. Es fanden Bereisungen anderer Landkreise statt, um die Vorteile eines modernen, elektrifizierten Bauernhofes zu erfahren und einer breiten Öffentlichkeit nahezubringen.
Auch die Stromversorger selbst rührten mächtig die Werbetrommel und schrieben die Ursachen der Landflucht der mangelhaften Stromversorgung zu kraftwerken nicht mehr konkurrenzfähig war.
Bereits in den 1960er Jahren wurde das erste Erdgas aus den Groninger Feldern nach Ostfriesland geliefert, kurz darauf auch ins Emsland. Die Städte Meppen (M 6.32., M 6.33.) und Lingen bauten Erdgaskraftwerke und wurden in den 1970er Jahren an das Groninger Netz angeschlossen, wie auch der gesamte nördliche und östliche Landkreis. Der südliche Teil und die Grafschaft bezogen in den 1960er Jahren ihr Erdgas noch überwiegend aus dem emsländischen Boden.
1987 wurde das Emsland in einer Zeitungsbeilage (10 Jahre Landkreis Emsland: MT vom 01.08.1987) als „Energieland Emsland“ bezeichnet, das mit seinen Kraftwerken in Meppen-Hüntel (Gas) und in Lingen (Gas, Kernenergie) nicht nur die Region, sondern selbst noch Teile des Ruhrgebiets versorge.
1968 ging das Kernkraftwerk Lingen I ans Netz, das in der Presse als modernste technische Entwicklung und Meisterleistung der Forschung dargestellt wurde, mit der sich das Emsland an die Spitze des Fortschritts stelle. Die Resonanz in der Bevölkerung war dementsprechend überwiegend positiv, da man sich als Folge einen deutlichen wirtschaftlichen Impuls im Emsland erhoffte. Bereits Mitte der 1970er Jahre wurden zunehmend kritische Stimmen laut, die eine „Atomprovinz Emsland“ befürchteten. Neben der Erweiterung des Kern-kraftwerkes in Lingen war zum Beispiel auch die Umwandlung des Gaskraftwerkes in Meppen zu einem Atomkraftwerk in der Überlegung .
Beitrag aus: Die Emslanderschließung – Eine Handreichung für den Unterricht der siebten bis zehnten Klassen, Seite 19