Vapora baut Anlage für Aufbereitung von Gülle im Emsland

Anlage für Aufbereitung von Gülle mit 120000 Tonnen Jahreskapazität in Haselünne

Von Daniel Gonzalez-Tepper un der Lingener Tagespost vom 24.10.2022

Haselünne Die Aufbereitung von Gülle lohnt sich derzeit nicht? Dieser Aussage des Landvolks Emsland widerspricht die Firma Vapora. Sie hat jetzt mit dem Bau einer mehr als 20 Millionen Euro teuren Veredelungsanlage in Haselünne-Flechum begonnen.
In nahezu jedem Tierstall, jeder Biogasanlage und jeder Kläranlage fallen Gülle oder andere Reststoffe an, die entsorgt werden müssen. Durch den Krieg in der Ukraine und die Energiekrise steht der Güllemarkt derzeit kopf.
Mussten Landwirte vor dem Krieg in der Regel Geld dafür bezahlen, dass ihnen jemand die Gülle abnimmt, erhalten sie derzeit oft sogar Geld dafür. Denn die Preise für künstliche Mineraldünger sind stark gestiegen, sodass es sich wieder lohnt, die Äcker mit Gülle zu düngen.
Laut Lambert Hurink, Geschäftsführer des Emsländischen Landvolkes (EVL), rentiere sich wegen der Turbulenzen am Güllemarkt eine technische Trennung der Inhaltsstoffe in großen neuen Industrieanlagen aktuell nicht. Viele Projekte würden auf Eis liegen.
Dem widerspricht die Firma Vapora. Sie hat sich auf den Bau und den Betrieb solcher Gülle-Aufbereitungsanlagen spezialisiert.

Preise für Mineraldünger sind stark gestiegen

„Uns liegt seit Montag, 17. Oktober, die Genehmigung für eine Anlage mit einer Kapazität von 120000 Tonnen flüssigen und festen landwirtschaftlichen Reststoffen pro Jahr vor. Seit diesem Tag rollen in Flechum auch die Bagger“, sagt Jürgen Adamik, Geschäftsführer von Vapora.
Man wolle keine Zeit verlieren, liege bereits gut zwei Monate hinter dem Zeitplan. Anlagen und Maschinen sind längst bestellt und angezahlt. Eröffnet werden soll die Veredelungsanlage im dritten Quartal 2023.
Der Grund, an der Investition von mehr als 20 Millionen Euro festzuhalten, seien vor allem die stark gestiegenen Preise für die Produkte, die am Ende des Verarbeitungsprozesses herauskommen. Adamik nennt als Beispiel Adblue. Der Stoff wird in fast jedem Diesel-Lkw benötigt, um Abgase zu reinigen. „Der Preis für Adblue hat sich in den vergangenen Monaten vervierfacht“, erklärt der Geschäftsführer.
Neben destilliertem Wasser werden in Flechum künftig vor allem Methanol (Grundstoff für die chemische Industrie und Bestandteil für Treibstoff) und Phosphorsäure produziert.
Letztere ist ein wichtiger Grundstoff für die Lebensmittel-Industrie (zum Beispiel Limonaden) und die Stahlproduktion. Phosphor werde bisher oft aus Russland, Florida, China und Nordafrika importiert.
Als letztes Veredelungsprodukt nennt der Geschäftsführer Huminsäurelösungen, ein Grundstoff zur torffreien Pflanzenerdeproduktion.
Alle Stoffe seien derzeit sehr gefragt. Daher würde sich auch die Aufbereitung weiter lohnen, vielleicht sogar noch mehr als vor der Energiekrise.
Adamik rechnet weiterhin damit, dass sich die 20 Millionen Euro nach etwa fünf Jahren bezahlt gemacht haben. Nicht ausreichend Ausgangsmaterial zu bekommen fürchtet der Geschäftsführer nicht. Reststoffe aus Biogasanlagen oder Klärwerken seien beispielsweise deutlich schwieriger auf Äcker auszubringen als Gülle. „Außerdem rechne ich damit, dass sich die gesetzlichen Rahmenbedingen weiter verschärfen werden“, sagt Adamik.

Haselünner Anlage ist die erste in Niedersachsen.

Die Anlage in Haselünne, die durch das Gewerbeaufsichtsamt Oldenburg genehmigt wurde, wird die erste in Niedersachsen sein.
Weitere sollen folgen, kündigte der Vapora-Projektleiter an. Konkrete Gespräche im Emsland würden mit den Kommunen Meppen, Lengerich und Dörpen geführt.
In der Kreisstadt soll eine Anlage in Rühlerfeld an der Straße Am Kreisforst entstehen. Bis 2026 will Vapora im Nordwesten zehn bis 15 Anlagen bauen.