Die Gartenbausiedlung Papenburg-Halte entstand

 

Ein Bericht der Ems-Zeitung vom 07. August 2010

Wenn Richard Meyer heute über die Reiterlandstraße fährt, die Brücke überquert und rechter Hand auf die Gewächshäuser von Halte blickt, dann werden bei ihm Erinnerungen wach.

Als Beauftragter der niedersächsischen Landgesellschaft (NLG) in Meppen hat der 75-jährige die Ansiedlung der Gärtnereien vor 50 Jahren selbst miterlebt.

Meyer, gebürtig aus Kettenkamp im Artland und vor Jahren in Papenburg heimisch geworden, hatte für die die NLG die Federführung für die größte Gruppensiedlung in Papenburg übernommen.

Motor der Ansiedlung war die Papenburger Gemüseanbau – und Absatzgenossenschaft, die mit NLG, niedersächsischen Kulturamt und der Landwirtschaftskammer Weser Ems zusammenarbeitete. Das Ergebnis war ein Musterbeispiel für eine Gärtnersiedlung, berichtete am 4. August 1962 die Papenburger Emszeitung.

Die Akten, die das klassische Siedlungsverfahren dokumentieren, sollten turnusgemäß aus dem Archiv der NLG entfernt und vernichtet werden.

Meyer rettete die Unterlagen für sein Archiv und kann mit ihrer Hilfe heute detailliert Auskunft geben. Am 29. Juli 1959 kaufte die NLG von der Erbengemeinschaft Klasen 70,75 ha Land für den Preis von 325.000 DM, einschließlich allen ausstehenden Gebäuden, dem Fährrecht und der Pünte. Die Pünte (später eine Motorfähre) verband noch bis zum Brückenbau 1968 Halte und Papenburg miteinander.

Nach dem Kauf wurde das Land erschlossen. Zuerst legten Arbeiter die Kulturtechnik und das Ent- bzw. Bewässerungssystem an. Federführend für die Planung dieser Arbeiten war ein niederländisches Büro.

Die NLG organisierte die Finanzierung, die Erschließung und den Verkauf der Stellen an die Siedler, berichtet Zeitzeuge Meyer. Es handelte sich um 27 Gärtner, davon sechs Einheimische und 21 Heimatvertriebene. „Das waren Leute, die überwiegend aus dem Raum Dresden stammten, zum Teil aus erfahrenen Gärtnerfamilie. Das ursprüngliche Ziel der Landesregierung sah vor, in und um Papenburg rund 200 Gärtnerstellen zu schaffen“, berichtete der Diplom-Ingenieur weiter. 90 wurden zwischen 1958 und 1967 von der NLG realisiert. „Damals sprudelten noch die Staatskassen. Die Regierung musste die Ernährung der Bevölkerung sicherstellen“, erinnert sich Meyer.

Ziel der NLG war, dass Frühgemüseanbausgebiet zu erweitern. Die Absatzgenossenschaft brauchte Zulieferer und große Posten. Für Halte sprach ähnlich wie vormals schon in Völlen die Lage direkt an der Ems mit der damals guten Wasserqualität.

Nach dem Bau des Schöpfwerkes begann die Genossenschaft im Auftrag der NLG Gewächshäuser und Produktionsstätten aufzubauen. Die Wohnhäuser folgten später. Die gärtnerische Ausgestaltung umfasste 800 m² Warenhaus und 800 m² Rollhaus. Später, ab 1963, kamen noch mal 1000 m² beheizbares Gewächshaus dazu, weil hier größerer Platzbedarf festgestellt worden war. Diese Ausstattung entsprach nach Meyer im damaligen guten Standard und sollte die Existenz der Siedler sichern.

Eine Gärtnerstelle mit Inventar kostete rund 180.000 DM. Die NLG bekam Globalkredite, die sie später unterverteilte. „Einheimische Siedler bekamen zu 90 % zinslose Kredite, Heimatvertriebene sogar zu 100 % zinslose Sonderkredite, um ihnen den Neustart zu ermöglichen.“

1966 waren alle Gärtnerstellen verkauft. Ursprünglich war sogar ein Halte ll geplant, erinnert sich Meyer, die Pläne waren auch schon fertig. „Aber dann wurden die Gelder knapper, es bestand nicht mehr so viel Nachfrage und die ländliche Siedlung wurde nicht mehr so gefördert. „In Halte entstanden 27 Gärtnerstellen, von dem heute noch 17 bestehen. Nach Halte realisierte die NLG noch die Siedlungen Herbrumer Moor, auf 15 Stellen, Aschendorfer Moor (neun Stellen) und in Papenburg (vier Stellen) auf dem Gelände der ehemaligen Stadtgärtnerei sowie 10 bis 15 Einzelstellen.

Die Gruppensiedlung Halte war jedoch die größte, auch wenn Völlen mit acht später noch um fünf Stellen erweitert wurde.

.Das Fährrecht hatte die NLG erworben und an die Stadt Papenburg übertragen. Der Fährmann war bei der Stadt angestellt. Zunächst wurde die Pünte noch handbetrieben, später kaufte die Stadt eine Motorfähre. Die Lastwagen der Genossenschaft nutzten die Fähre, um die Erzeugnisse von der Sammelstelle in Halte abzutransportieren. Von der Gartenbauzentrale in Papenburg aus wurden sie dann in ganz Deutschland vermarktet.

Ein Bericht von Susanne Risius-Hartwig nebst Fotos