Amprion erklärt: Warum mehrere Leitungen nebeneinander verlaufen
Lamis Amara in Lingener Tagespost vom 16. 06. 202
In der Nähe der B213 bei Lohne fällt ein ungewöhnliches Bild auf: zwei Freileitungen und eine große Baustelle für eine Erdkabeltrasse verlaufen dort auf engem Raum nebeneinander. Doch dieser Zustand ist nicht dauerhaft geplant. Nach Angaben des Übertragungsnetzbetreibers Amprion handelt es sich um ein Übergangsszenario.
Drei parallele Stromleitungen bei Lohne
Nach Angaben von Amprion verlaufen aktuell drei Stromtrassen nebeneinander durch den Bereich bei Lohne. Dabei handelt es sich um folgende Leitungen:
EnLAG-Vorhaben Nummer 5: Dabei handelt es sich laut Amprion um die zentrale Freileitung (Mitte im Bild). Diese 380-kV-Leitung ist Teil eines gemeinsamen Netzausbauprojekts von Tennet und Amprion, das den Offshore-Konverter in Dörpen-West (Niedersachsen) mit der Umspannanlage Niederrhein in Wesel (NRW) verbindet.
Bahn-Leitung: Die zweite Freileitung in der Nähe (rechts im Bild) gehört zur Deutschen Bahn. Sie verläuft entlang der Strecke und soll künftig zurückgebaut werden, sobald die neue Leitung in Betrieb geht, wie Sprecher Stefan Sennekamp erklärt.
DolWin4 und BorWin4: Die links im Bild erkennbare Erdkabeltrasse gehört zu diesen beiden Offshore-Gleichstromprojekten. Über sie wird Windstrom aus der Nordsee an Land gebracht. „Zunächst in offener Bauweise (d.h. mit dem Bagger), dann in geschlossener Bauweise (d.h. es werden Horizontalbohrungen über eine gewisse Länge gemacht)“, erläutert Sennekamp.
Stromleitungenwerden bei Lohne gebündelt
Die Bündelung mehrerer Stromleitungen auf engem Raum hat einen einfachen Grund: Sie schont Umwelt und Eigentumsrechte. „Daher prüfen wir im Rahmen der öffentlich-rechtlichen Genehmigungsverfahren, ob eine neue Stromverbindung im Trassenraum vorhandener Freileitungen realisiert werden kann“, so Sennekamp. Das bedeutet: Statt neue Schneisen durch Landschaften zu schlagen, werden bestehende Korridore genutzt.
Die neue, leistungsfähige Leitung wird so gebaut, dass sie auch die bestehenden Stromkreise aufnehmen kann. Die alten Leitungen – sowohl die 110-kV-Leitung von Westnetz als auch die Bahnleitung – sollen anschließend zurückgebaut werden. „Zukünftig verläuft in diesem Bereich also nur noch eine Freileitung“, teilt er weiter mit.
Mehr Ordnung, weniger Belastung
Was heute in Lohne wie ein Wirrwarr aus Stromleitungen wirkt, ist Teil einer überregionalen Strategie für den Netzausbau. Die Region spielt eine Schlüsselrolle beim Transport von Windstrom Richtung Süden, teilt das Unternehmen weiter mit. In Zukunft wird das Bild deutlich aufgeräumter wirken: eine Freileitung ersetzt zwei alte – und die wichtige Offshore-Anbindung läuft unter der Erde.