Raiffeisen plant mehrere Windräder

Lingener Tagespost vom 10. 07. 2025

Ausbau der Windenergie: Wo in der Samtgemeinde Spelle neue Anlagen entstehen sollen

Arlena Schünemann Lingener Tagespost vom 10. 07. 2025

In der Samtgemeinde Spelle könnten sich bald deutlich mehr Windräder drehen als zurzeit. Denn das Land Niedersachsen hat das „Sachliche Teilprogramm Windenergie“ des Landkreises Emsland genehmigt. Darin sind insgesamt 54 Flächen als sogenannte Vorranggebiete für Windenergie ausgewiesen.
Fünf dieser Areale befinden sich – zumindest in Teilen – in der Samtgemeinde Spelle. Zum Teil stehen dort bereits Windkraftanlagen. Für drei der Gebiete gibt es außerdem konkrete Pläne für den Bau neuer Anlagen.

Windpark Lünne um zwei Anlagen erweitert
Die größte Fläche befindet sich in Lünne. Im dortigen Windpark betreibt die Warengenossenschaft Raiffeisen Emsland-Süd bereits mehrere Windkraftanlagen. In den vergangenen Jahren sind elf der Windräder zurückgebaut und durch sechs effizientere Anlagen ersetzt worden, wie Geschäftsführer Hermann Schartmann berichtet. Diesen Vorgang nennt man Repowering. Zukünftig möchte Raiffeisen innerhalb des Windparks zwei weitere Anlagen errichten.
Im Lünner Ortsteil Heitel sollen ebenfalls neue Windräder entstehen, führt Schartmann aus. Dort befindet sich ein weiteres, vom Landkreis ausgewiesenes Vorranggebiet. Es erstreckt sich zum Teil auf Lünner und zum Teil auf Emsbürener Gebiet. Raiffeisen beabsichtigt, innerhalb des Areals vier Windkraftanlagen in Heitel und zwei im Emsbürener Bereich zu bauen.
Auch in Schapen hat der Landkreis ein neues Vorranggebiet festgelegt. Es befindet sich am nördlichen Rand der Gemeinde, an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen und dem Hopstener Ortsteil Schale. In diesem Gebiet plant Raiffeisen laut Geschäftsführer Schartmann den Bau von drei Windkraftanlagen.
Drei weitere Windräder möchte die Genossenschaft zudem außerhalb der ausgewiesenen Vorranggebiete errichten, erläutert Schartmann weiter. Eine Anlage ist in Schapen geplant – zwischen dem zukünftigen Windpark und dem bestehenden Windpark in Beesten. Zwei Windkraftanlagen sollen im Speller Ortsteil Varenrode, südlich vom Windpark Lünne, entstehen.
Dazwischen liegt das Waldgebiet „Speller Sand“. Zwar hat der Landkreis das bestehende Vorranggebiet um einen Teil des Waldes erweitert. Dort möchte die Genossenschaft aber keine Windräder errichten. „Der Aufwand ist immens“, begründet der Geschäftsführer – und das nicht nur, weil die gerodeten Bäume an anderer Stelle wieder aufgeforstet werden müssten. Neben zusätzlichen Anforderungen beim Bau müsste man Schartmann zufolge auch deutlich höhere Kosten einplanen, wenn man ein Windrad im Wald bauen möchte.

Samtgemeinde bezieht sich auf Baugesetzbuch
Grundsätzlich sieht die Gesetzgebung vor, dass Windkraftanlagen innerhalb der ausgewiesenen Vorranggebiete errichtet werden. Ist das regionale Teilflächenziel Windenergie erreicht – wie jetzt im Landkreis Emsland –, haben die Kommunen dennoch die Möglichkeit, weitere Windenergiegebiete auszuweisen, wie die Samtgemeinde Spelle in einer Beschlussvorlage erläutert.
Sie bezieht sich dabei auf Paragraf 249, Absatz vier des Baugesetzbuches. Darin heißt es: Das Erreichen eines Teilflächenziels stehe „der Ausweisung zusätzlicher Flächen“ für Windenergie „nicht entgegen“. Diese zusätzlichen Areale müssen im Flächennutzungsplan als Sonderbauflächen „Windenergie“ dargestellt werden.
Die drei zusätzlichen Windkraftanlagen, die Raiffeisen errichten möchte, halten die gleichen Abstände zur Wohnbebauung ein, die auch der Landkreis bei der Ausweisung der Vorranggebiete berücksichtigt hat, erklärt die Samtgemeinde Spelle in der Beschlussvorlage. Das bedeutet, dass die Windräder mindestens 1000 Meter von Wohngebieten und 700 Meter von Einzelhäusern entfernt sind. Lediglich zu Wohnhäusern jenseits der Landesgrenze sei ein Abstand von weniger als 700 Metern angewendet worden, da in NRW ein Abstand von mindestens 500 Metern gelte, heißt es weiter in der Beschlussvorlage.
Die Genossenschaft setzt voraussichtlich auf Windkraftanlagen vom Typ E-175 von Hersteller Enercon, wie Schartmann weiter berichtet. Diese Windräder haben eine Gesamthöhe von 250 Metern, eine Nabenhöhe von 162 Metern und einen Flügeldurchmesser von 175 Metern. Eine Anlage produziert jährlich bis zu 15 Millionen Kilowattstunden Strom. Die beiden Windräder in Varenrode sollen allerdings etwas kleiner ausfallen, erläutert Schartmann. Angedacht sei der Typ E-165 mit einem Flügeldurchmesser von 165 Metern. Andernfalls könne der Abstand zum geplanten Neubaugebiet nicht eingehalten werden.
Für die Windkraftanlagen innerhalb der Vorranggebiete habe Raiffeisen bereits Bauanträge eingereicht und warte momentan auf die Genehmigungen, erläutert Schartmann. Der Samtgemeinderat Spelle hat zudem in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich beschlossen, Verfahren für die Änderung der Flächennutzungspläne einzuleiten.