Dr. Gerhard Knoll und Richard Meyer – besondere Gestalter  der Emslanderschließung

Treffen von Richard Meyer mit Dr. Knoll in dessen Firmenzentrale in Haren.

Bei dem Emslandplan, der 1950 durch den Bundestag einstimmig beschlossen wurde, handelt es sich wohl um die bisher umfangreichste Umgestaltung eines landschaftlichen Großraumes in Deutschland in der Zeit nach dem Zweiten Weltkriegs. Dies geschah insbesondere durch Tiefpflugarbeiten mit anschließenden umfangreichen Wege- und Straßenbaumaßnahmen unter anderem durch die Firma Knoll aus Haren.

Auf der planerischen Seite und in der begleitenden Aufsicht war der Agraringenieur Richard Meyer von der Niedersächsischen Siedlungsgesellschaft (NSG) maßgeblich beteiligt.

Emslanderschließung ab 1950 (youtube.com) Hierbei handelt es sich um das Gesamtvideo.

Nachfolgende Seiten behandeln diese Einzelthemen :

Ausgangslage

Firmengeschichte Moortechnik Knoll

besondere Schwierigkeiten beim Straßenbau im Moor

Übersendungsmaschinen im Moor

Übersendungsmaschinen der Firma Knoll

Traktatland im Moor

kritische Rückschau auf die Moorerschließung

Dampfflug Equipment der Firma Ottomeyer war nicht mehr effektiv

Ausgediente Großmaschinen wurden Grundstock für das Emslandmuseum 
Auszüge aus dem Sprechtext der obigen Videoaufzeichnung:
Dr. Gerhard Knoll:

„Die Gegend war völlig ursprünglich. Wir haben die ersten Gräben gebaut gerade, so wie das angedacht war, dass das Wasser überhaupt von den Flächen weg konnte. Es war unheimlich viel Land überall, es waren vereinzelte Gehöfte da. Es gab wenige Straßen, die schon gebaut worden waren. Ich konnte das als Kind insbesondere verspüren vom eigenen Dorf her. Das nächste Nachbardorf war nur wenige 100 m von unserem Haus entfernt, ich konnte es jedoch nicht erreichen, weil  keine Straße dorthin führte. Es war eine völlig unerschlossene Gegend.

Richard Meyer:

Die Flächen waren total vernässt, die Bodenprofile waren gestört. Es musste erst mal grundsätzlich entwässert werden, dazu musste der Ortstein gebrochen werden. Es war dringend der Tiefpflug vonnöten. Dabei musste eine Tiefe erreicht werden, dass aus der unteren Bodenschicht ein Drittel weißer Sand erreicht wurde, der beim Pflügen mit dem Moorboden vermischt wurde. So erreichte man eine sogenannte Sandmischkultur. Die Pflugtiefen lagen damals so um die zwei Meter bei einer Moorauflage von etwa 1,20 Meter.

Da die Ortsteinschichten unterschiedlich tief angetroffen wurden, hatte die Firma Knoll speziell dafür Hydraulikpflüge entwickelt, sodass man variabel war in der Pflugtiefe. Man konnte also während des Pflügens vom Cockpit des Pflugmeisters aus während des Arbeitsganges die Tiefe jeweils sehr genau einstellen.

Dr. Gerhard Knoll:

Diese Genauigkeiten waren den Dampfpflügen der Firma Ottomeyer nicht möglich. Die konten im Übrigen auch nicht die Tiefe des Equipments der Firma Knoll – nämlich bis 2,30 Meter – erreichen.

Foto: Archiv Emslandmuseum welches? nachprüfen!

Die realen Leistungen der Ottomeyer-Pflüge werden bis heute überschätzt. Sie waren eigentlich schon Ende der fünfziger Jahre  überholt. Dabei wurden sie noch bis 1977 eingesetzt, obwohl sie von unserem Equipment schon vor 1960 eingeholt worden waren. Der Einsatz der Ottomeyer-Pflüge war verbunden mit einem ungeheuren Personaleinsatz: Da waren vier Personen auf dem Pflug gebunden, zusätzlich musste ein Angestellter Wasser besorgen, ein Arbeiter musste Koks herangefahren, da war eine Feldküche ständig zu versorgen. Es waren also mindestens acht Leute im Dauereinsatz.

Dabei waren sie in ihrem Einsatz sehr eingeschränkt, ihre Geräte konnten nur auf großen Flächen eingesetzt werden, da die Lokomobile sich nur langsam fortbewegten. Die eigentliche Arbeit wurde über den Seilzug geleistet. Sie arbeiteten deshalb ausschließlich auf den ehemaligen Staatsflächen.

Dr. Gerhard Knoll

Ich habe Herrn Ottomeyer damals auch immer wieder persönlich getroffen, um mit ihm den Arbeitseinsatz zu besprechen. Ein bescheidener Mann, der lud mich in seine Feldküche ein auf eine Tasse Kaffee. Er suchte keine Gaststätte auf.“