Von Imkern und Bienen
Da bis nach dem Zweiten Weltkrieg noch immer knapp ein Drittel der Fläche des Emslandes Heideland war, stellte die Honigproduktion neben der Schafhaltung einen wichtigen Wirtschaftszweig dar.
Archiv Böckenhoff-Grewing
„Welch reiche Ernten gab es damals! Die ältesten Imker erzählen noch heute von Körben, die einen Zentner und mehr wogen. Das beste Honigjahr soll 1895 gewesen sein. Ein Imker erzählt, dass ihm ein Standvolk mit Vorschwarm, Nachschwamm und Heideschwarm 270 Pfund reinen Honig erbrachte. Ein anderer Imker sagte: Ein gutes Honigjahr ist mir lieber als ein gutes Roggenjahr. Sehr gute Honigjahre waren die Jahren 1911 und 1914. Da ist es nicht verwunderlich, dass mancher Immenöhm (Bienenonkel des Hofes) seinem Bruder, dem Bauern, oft recht beachtliche Summen Geldes geben konnte, um die Gebäude auf dem Hofe zu verbessern und zu erneuern. An diese schönen Zeiten erinnern uns noch heute die vielen stabilen doch leider verwaisten Bienenschauer auf unseren Bauernhöfen.“ Neben dem Honig konnte man natürlich auch den Bienenwachs noch vermarkten.
Der Text stammt aus diesem Lesebogen, den mehrere engagierte Lehrpersonen des Altkreises Lingen in Ermangelung geeigneter Lehrbücher zur "Heimatkunde" selbst erstellt haben.
Ein Bienenvolk im Schwarm auf einem Baum!
Die Menschen lernten, diese begehrten Insekten einzufangen und sie passend zu nutzen.
So siedelt sich ein Bienenvolk in einem Strohkorb an.
Und so sieht die lecker-süße Ernte aus.
Offener Bienenstand mit Strohkörben um 1900.
Die Bienen wurden früher im Emsland in geflochtenen Strohkörben untergebracht. Für diese baute man Bienenstände unterschiedlicher Art, sie waren nach vorne offen.
Hier ein billig hergestelltes Immenschuur …
im Vergleich zum nachfolgenden Bienenstand!
Imkervereine gründeten sich – hier in Lingen.
Die sogenannten „kleinen Leute“ – im Emsland waren das die Heuerleute – deckten ihre Bienenkörbe lediglich mit Stroh ab. Damit waren sie aber auch beweglicher, sie konnten den Standort schnell wechseln.
Der Zugwind konnte allerdings den Bienen beim An- und Abflug durchaus zusetzen.
Das Material für die Bienenkörbe wuchs jedes Jahr nach.
Etwa ab 1960 setzten sich die pflegeleichteren Bienenkästen durch.
Alle Fotos: Emslandmuseum Lingen
Speziell nachfolgernder Beitrag aus dem Dorf Elbergen beschreibt den Verlust der Imkerei bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts im Emsland:
Die Heide verschwand!
Mit den Aufforstungen gingen die Heideflächen mit dem Ökosystem verloren. Besonders einschneidend war Anfang der Fünfzigerjahre der Verlust der Heide als Bienentracht. Für die Bienenzucht war die Heide stets von großer Bedeutung. Bis um die Jahrhundertwende waren auf den meisten Bauernhöfen in Elbergen Bienenstöcke vorhanden, in der Regel lebte auf jedem Hof ein unverheirateter Bruder des Hoferben („Onkel“), der sich als Imker betätigte. Zu Beginn der Heideblüte brachten nicht nur die Imker Elbergens ihre Bienenstöcke in das Elberger Feld, sondern Wanderimker von nah und fern, sogar aus dem Ruhrgebiet, brachten jedes Jahr tausende Bienenstöcke hierher. Der Heidehonig war sehr schmackhaft und daher sehr begehrt. In guten Jahren hat er den Imker eine gute Verdienstmöglichkeit geboten. Nicht umsonst hieß es früher: Ein Bienenschwarm im Mai ist wert ein Fuder Heu. Durch schlechte Umweltbedingungen kann man heute die Bienenzucht nicht mehr als bedeutende Einnahmequelle bezeichnen. Nur wenige Imker betreiben heute noch Bienenzucht und leisten damit einen großen Beitrag für die Allgemeinheit.
Auswertung eines Gespräches mit Leo Mönnich aus Elbergen im Jahre 2008
Karte bearbeitet von B. Robben: frühere Heideflächen von Elbergen
Nach einem Gespräch mit Leo Mönnich im Jahre 2009: