Hier entsteht ein neues Veröffentlichungsformat zur Thematik:
Zweck dieser Veröffentlichung
Mit dieser Website soll ein neuer Weg beschritten werden in der Dokumentation (wirtschafts)-historischer Entwicklungsphasen in der Region Emsland bis heute (2024) und darüber hinaus.
Vorteile dieser Website gegenüber einem gedruckten Werk
- In bisherigen gemeinsamen Buchprojekten waren wir dem Zwang unterworfen, dass mit der Drucklegung keine Veränderungen mehr möglich waren. In dieser Website hingegen können wir auch nach der Veröffentlichung jederzeit aktualisieren und nachrüsten. Das wird insbesondere bei der komplexen obigen Thematik angebracht sein. Seit Beginn der Recherchen Mitte des Jahres 2022 hat es enorme Weiterentwicklungen im Bereich der erneuerbaren Energien in dieser Region gegeben. Der Auf- und Ausbau als Wasserstoffstandort Nr. 1 in Deutschland im Industriegebiet Lingen-Süd hat für Aufsehen auch in der internationalen Fachpresse gesorgt.
- Der Umfang der Inhalte und die Themenbreite dieses Projektes würde die Kapazität selbst eines umfangreichen Buchprojektes übersteigen.
- Die Inhalte dieses Formates werden kostenfrei angeboten.
- Diese Website wird jederzeit weltweit per Internet verfügbar sein.
- Die Suchfunktionen dieses Internetportals erleichtern die Arbeit bei Recherchen.
- Eine Website kann neben eigenen Videos wie Interviews und Clips der Autoren auch Links zu Informationen „von außen“ enthalten.
Das Emsland – was ist das eigentlich?
Der geographische und historische Betrachtungsraum in diesem Projekt ist das Hannoversche Emsland, aus dem später der Landkreis Grafschaft Bentheim und der Landkreis Emsland entstanden sind.
Habsburgisch-spanische Herrschaft wechselte sich mit oranisch-niederländischer ab. 1702 kam die Lingen an Brandenburg-Preußen. Nachdem Napoleon in nur wenigen Jahren (1794–1814) die alte territoriale Struktur Deutschlands umgestaltet hatte, wurde auf dem Wiener Kongress eine Neuordnung notwendig. Damals wurde die Grafschaft Lingen geteilt. Die um die Stadt Lingen gelegene Niedergrafschaft kam zum neu geschaffenen Königreich Hannover, die Obergrafschaft Lingen (Brochterbeck, Ibbenbüren, Mettingen, Recke) zum Königreich Preußen. Das alte bischöfliche Niederstift wurde größtenteils ebenfalls Hannover zugeschlagen. Mit der Annexion Hannovers durch Preußen 1866 wurde das gesamte Emsland wieder preußisch. Die 1819 unter hannoverscher Regierung gebildeten Ämter Lingen, Freren, Aschendorf, Haselünne, Hümmling, Meppen und Papenburg wurden 1885 zu den Landkreisen Aschendorf, Hümmling (beide 1932 zum Kreis Aschendorf-Hümmling vereinigt), Lingen und Meppen zusammengefasst. 1977 wurde aus diesen Kreisen der neue Landkreis Emsland gebildet.
Gibt es eine typische Emslandenergie?
Der Begriff Energie kann in unserem Sprachgebrauch verschiedene Bedeutungen haben:
- Im naturwissenschaftlichen Bereich sprechen wir von mechanischer, elektrischer, chemischer, physikalischer Energie
- Im soziologischen Bereich kann damit Durchsetzungskraft gemeint sein.
- Bei der Fortbewegung verstehen wir darunter u. a. Kraftstoffe
- Es ist von Primär – und Sekundärenergie die Rede.
- In diesem Projekt sollen auch die Energien untersucht werden, die die früheren Generationen im Emsland für ihre eigene Lebensweise (insbesondere Ernährung) benötigten.
Karten aus: Raumordnungsplan für das hannoversche Emsland 1950 Abb. 20 bearbeitet von Bernd Robben
Heute kaum vorstellbar: Der Mangel an Nahrung
In Teilen des Emslandes fehlte ein ausreichendes Nahrungsangebot für die Bewohner:
Die obige Karte zeigt, dass das Emsland war noch im Jahre 1948 in Teilen durch unfruchtbare Moore und Ödlandgebiete geprägt war. Wenige Jahrzehnte vorher galt als Faustformel: etwa ein Drittel Moor, etwa ein Drittel Öd- und Heideflächen und etwa ein Drittel landwirtschaftliche Nutzflächen (inklusive Wald). Etliche dieser Flächen waren aber stark vernässt und insbesondere infolge der jährlichen Hochwassern wenig ertragreich. Erst mit dem Emslandplan ab 1950 konnten hier Veränderungen erreicht werden.
Die nachfolgenden 5 schwarz-weiß Fotos stammen aus dem Archiv Dr. Böckenhoff-Grewing
Roggenfeld um 1925 im nördlichen Emsland. Der Ertrag pro Hektar bei etwa 10 Doppelzentner, das entspricht einer Tonne.
Foto: Archiv Bernd Robben
Roggenfeld nördlich von Lingen 2022 – Ertrag etwa 5 Tonnen.
(vgl. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/262518/umfrage/hektarertrag-von-roggen-in-deutschland/
Typische Weide im Emsland um 1925 aus dem Archiv von Dr. Böckenhoff-Grewing. Der enorme Aufwuchs von Binsen sticht dem Betrachter von heute regelrecht ins Auge – weitgehend unverdaulich für Rinder. Erst nach dem Tiefpflügen solcher Flächen ab 1950 konnte auch hier ein Vielfaches an Energie als Futter eingesetzt werden.
Nur mit (minimalster) Düngung nach derzeitigen Möglichkeiten konnten die damaligen Bewohner dieser Gegend ein karges Leben gestalten. Das war allerdings ein arbeitsintensives Verfahren: Unfruchtbare Heideplaggen aus der näheren Umgebung mussten mühevoll ausgestochen, zum Hof gefahren werden und dort in den Ställen mit Viehdung vermischt werden.
Dabei erwies es sich für Mensch und Natur als fatal, dass für die Düngererzeugung immer größere Gebiete durch Plaggenstich entblößt werden mussten.
Diese Zeichnung soll erklären: Für einen Hektar Stallmist kombiniert mit Heideplaggen konnten im „ewigen Roggenanbau“ lediglich ca. 20 Zentner Roggen angebaut werden – Zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig!
Eine unvernünftige, kurzsichtig egoistische Überweidung in fast allen Heidegebieten der Region führte zwangsläufig zum Absterben der Vegetation. Den Rest des Aufwuchses traten die Schafe mit ihren scharfen Klauen kaputt.
Schlimme Wehsandflächen entstanden, die zum Teil sogar die wenigen überlebenswichtigen Eschflächen überlagerten. Größere Teile des Emslandes glichen Wüstengebieten.
Dieses Foto zeigt in aller Deutlichkeit: Hier ist Raubbau an der Natur begangen worden. Die Schafherde im Hintergrund hat nur noch eine geringe Futtergrundlage.
Die Nahrungsenergie konnte zunehmend nicht mehr – trotz enormer Arbeitsenergie – erwirtschaftet werden.
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Auswanderungswelle vornehmlich der besitzlosen Landbevölkerung (Heuerleute) nach Nordamerika
Die Volkszählung von 1845 im Fürstentum Osnabrück ergab eine Anzahl von 153.412 Menschen. Davon entfielen ca. 25.000 auf die Städte Osnabrück, Quakenbrück und Fürstenau, auf die übrigen Kirchdörfer lediglich etwa 25.000 Menschen.
Auf das sog. platte Land entfielen somit ca. 5/6 der Bevölkerung. Hiervon waren wiederum zu der Zeit etwa 2/3 Heuerleute. Es bestand demnach allgemein ein Verhältnis von 1 : 2 zwischen der landbesitzenden und der landlosen Bevölkerung.
Lübbert zur Borg: 1845 – Es bleibt uns nur Amerika. Kirchspiel Menslage, Beiträge zur Geschichte, Hrsg. von Gemeinde und Heimatverein Menslage 1990, Seite 119
Im Ort Elbergen im südlichen Emsland wanderten in dieser Zeit über die Hälfte der Heuerleute aus.
Leo Mönnich (Hrg) 1100 Jahre Elbergen. Geschichte eines Dorfes an der Ems 890-1990, Werlte 1990. Seite 215
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Erst die Einführung des Kunstdüngers und die Verbesserung beim Futteranbau konnten die Ernährungslage verbessern.
Der überaus wichtige Stickstoff konnte erst mit der neu aufkommenden Energieart Elektrizität gewonnen werden.
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Die Entwicklung der aufkommenden zusätzlichen Energiearten verlief im Emsland zumeist zögerlicher im Vergleich zu anderen Regionen.
Lediglich das Eisenbahnausbesserungswerk in Lingen bildete hier eine herausragende Rolle.
Riesige ungenutzte Energievorräte in emsländischen Mooren!
Bildquelle: Gerd Völksen, Das Emsland. Eine Landschaft im Wandel, Hannover 1987
Das Bourtanger Moor war um 1800 noch – auch auf niederländischer Seite – noch recht unberührt von menschlicher Hand (gelblich-grünlich eingefärbt) Zu der Zeit galt es als das größte zusammenhängende Moorgebiet Westeuropas.
Während im niederländischen Teil im 19. Jahrhundert ein systematischer Abbau begann und daraus ausgedehnte landwirtschaftliche Flächen entstanden, blieb auf deutscher Seite (bis auf Papenburg) die Moorkultivierung Stückwerk.
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Die große Wende begann ab 1950 mit dem Emslandplan:
Aus dem Armenhaus Deutschlands wurde die Nummer 1 der Nation!
Foto: Archiv HH Storm
Zwischen diesen beiden Darstellungen liegen etwa 75 Jahre:
Aus dem unorganisiertem Torfabbau im Moor auf deutscher Seite entwickelte sich nun eine Moorkultivierung, die stark auf Landgewinnung ausgerichtet war um:
- den Hunger in der Nachkriegsnot zu stillen,
- vielen Flüchtlingen und Heimatvertriebenen, die aus der Landwirtschaft stammten, eine eigene kleine Hofstelle zu vermitteln,
- abgehenden Bauernsöhnen im Emsland ebenfalls auf diesem Wege eine eigene Existenz zu bieten,
- eine vielschichtige Industriekultur aufzubauen, dafür die passende Infrastruktur zu schaffen und so die Landflucht insbesondere der jungen Generation zu stoppen.
Alle diese Vorhaben sind gelungen:
Das Emsland ist heute eine Vorzeigeregion in Deutschland und Europa in der wichtigen (wichtigsten) Disziplin: Energiegewinnung
Seite 44 in:
Standortvorteil-Erneuerbare-Energien_Endbericht_20230727.pdf (google.com)
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Öl und Erdgas im Emsland:
Ölfunde im Emsland – und das vorwiegend im Moor
Diese Region wurde zum “Texas in Deutschland”
Foto: Archiv Werner Beermann
Als im März 1942 durch die Bohrung „Lingen 2“ im Emsland Öl gefunden wurde, brach energetisch eine völlig neue Zeit an n dieser Region. Im November 1943 stießen die Bohrfachleute auch in der Niedergrafschaft bei Emlichheim mit der Bohrung „Emlichheim 1“ auf Öl.
Karte: Erdöl-Erdgas-Museum Twist
Öl und Gasfelder westlich der Ems
Danach folgten weitere Erdölfunde bei Georgsdorf/Osterwald (1944), Adorf (1948), Rühlermoor/Rühlertwist (1949) und Scheerhorn (1949).
Aus diesen Erfolgen entwickelten sich die Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim zusammen mit der niederländische Provinz Drenthe zu einer wichtigen europäischen Förderregion für Erdgas und Erdöl.
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Kernenergie
Eines der ersten Kernkraftwerke in Deutschland wurde in Jahre 1968 im südlichen Emsland errichtet.
Ursprünglich hatte die VEW als Betreibergesellschaft das Betriebsgelände für ein Kohlekraftwerk vorgesehen.
1968 begann die VEW mit staatlicher Unterstützung dort eines der ersten Kernkraftwerken in Deutschland zu bauen. Dieses Foto gibt einen Eindruck in die Aufbauphase.
Nach mehrjähriger Bauzeit konnte 1968 das Kernkraftwerk Lingen (KWL) den Betrieb aufnehmen. Es gehörte zu eines der ersten Kernkraftwerke Deutschlands.
Schon im Jahre 1977 wurde es endgültig vom Netz genommen,
Das nachfolgende Farbfoto zeigt das KWL im Jahre 2021 im Rückbau.
Fotos: Archiv RWE
Foto: Helmut Kramer
Nicht nur fast alle regionalen Presseberichte belegen, dass der Ausbau der Kernkraft im Emsland von einer deutlichen Mehrheit der Bevölkerung zumindest nicht ablehnend aufgenommen wurde, während in anderen Gegenden große Widerstände sich über Jahre entwickelten.
Die in der deutlichen Mehrheit politisch eher konservativ eingestellte Bevölkerung sah in dieser energiewirtschaftlichen Entwicklung die Chance, endlich den Anschluss der ehemaligen „Armenregion“ an die übrigen prosperierenden Regionen der Bundesregierung zu erringen.
Allerdings baute sich insbesondere rund um Lingen und in der benachbarten Grafschaft auch eine engagierte Anti-Atomkraftgruppe auf.
Nachfolgend berichtet Dr. Helmut Lensing darüber:
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Nachfolgend werden weitere Energiesparten emslandtypisch vorgestellt:
Dafür stehen fast durchweg kompetente jeweils aktuelle Zeitungs-, Rundfunk- und Fernsehmeldungen zur Verfügung.
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- Energie aus Dampfkraft im Emsland
- Energie aus Elektrizität in der Region (umfangreiche Vorstellung und Betrachtungen zur Kernkraft in der Region)
- Wasserkraft im Emsland
- Windenergie in der Region
- Solarenergie
- Bioenergie im Emsland
- Wasserstofferzeugung im Emsland
- Energietransporte durch das Emsland
- Die emsländische Landwirtschaft ist deutscher Meister in den Energieproduktionen
- Energie aus Abfall
- Energie aus heimischen Forsten
- „Energische“ Emsländer
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Begleitende Dokumentation der weiteren Entwicklung – dafür gehen wir auch „in die Luft“!
Foto: Helmut Kramer
Dieses Foto ist schon ein historisches Dokument: Beim Rundflug 1 im März 2023 steht das Kernkraft Emsland noch „unter Volldampf“. Wenige Wochen später wurde es als eines der letzten deutschen AKWs endgültig vom Netz genommen.
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Es folgen nun Luftaufnahmen aus den Jahren 2023 und 2024
Auf dem Gelände der beiden Gaskraftwerke der RWE entsteht der Wasserstoff-Standort im Industriegelände Lingen Süd.
Zwischen diesen beiden Fotos liegen zwei Jahre: Oben ist die Fläche unterhalb der beiden Kühltürme noch nicht bebaut, unten entstehen die Gebäude für die Wasserstoff-Gewinnung.
Dafür wurde auch die benachbarte Waldfläche gerodet, die ab Beginn 2024 planiert und anschließend bebaut werden kann.
Diese untere Aufnahme vom zweiten Rundflug im Jahre 2024 zeigt den Baufortschritt.
Die nachfolgenden Videos können andeutungsweise die Erschließungsmaßnahmen der gerodeten neuen Industriefläche darstellen.
- Zuwegung Sandweg
2. Zuwegung Schotterstraße
3,. Zuwegung Asphaltstraße
Kurzvideos: Archiv Bernd Robben
Insgesamt werden wir auch weiterhin bemüht sein, neuere Entwicklungen in den Bereichen der verschiedenen Energiesparten im Emsland in unserer Art zu dokumentieren.
Wir sind dankbar für weitere Hinweise und ertragen auch Kritik.